Ist es akzeptabel, dass in unserer reichen Schweiz, Familien und alleinerziehende Mütter und Väter trotz einer Arbeit von Armut betroffen sind? Oft reicht ein einziger Job nicht, um die Existenz aus eigener Kraft zu sichern. Hohe Mietpreise, steigende Krankenkassenprämien werden zur ständigen Belastung, so dass der Lohn nicht mehr ausreicht, um am sozialen Leben teilzunehmen. Diese sogenannten «Working poor» haben am Monatsende oft weniger Geld als Sozialhilfeempfänger. Folglich können Kinder keine Musikschule besuchen, weder an Ferien- noch Freizeitlagern teilnehmen, Zahnbehandlungen werden nicht gemacht, die Tarife von Spielgruppen oder KITAs sind unerschwinglich, weshalb Familie und Beruf nicht vereinbar sind etc. Das Risiko, in die stigmatisierende Sozialhilfe abzugleiten, ist gross. Vergessen wir nicht: Armut vererbt sich. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, muss die Armutsbekämpfung bei den Kindern beginnen. Deshalb braucht es Ergänzungsleistungen für Familien. Sie sichern eine menschenwürdige Existenz, erhöhen das Entwicklungspotenzial und die Erfolgschancen.
Die Kantone Solothurn, Waadt, Tessin und Genf kennen bereits diese Leistungen, die sich bewährt haben. Deshalb sage ich Ja zur Initiative und Nein zum Gegenvorschlag. Die Betroffenen brauchen diese Existenzsicherung, sie warten schon lange genug darauf. Die Unterstützung ist eine Investition in die Zukunft von Familien, sichert eine menschenwürdige Existenz und vermeidet ein Abgleiten in die Sozialhilfe.
Béatrix v. Sury,
Gemeinde- und Landrätin, Mitglied Initiativkomitee