Mit Millionen soll der Staat unsere Wälder retten

Waldverbände auf nationaler und kantonaler Ebene schlagen Alarm: Nun fordert die Baselbieter CVP Geld vom Kanton zur Wiederaufforstung.

Spätestens Ende Juli ist das Problem in der Region offensichtlich geworden: Der Muttenzer Hardwald musste gesperrt werden. Zu viele instabile Bäume gefährden die Sicherheit von Spaziergängern, Reitern oder Velofahrern. Die wiederholte Trockenheit hat ihnen zugesetzt. Gerade Buchen kommen mit den klimatischen Veränderungen schlecht zurecht. Äste sind abgestorben, oder die Bäume sind gleich ganz eingegangen. «Die Situation unseres Waldes ist dramatisch», sagt die Reinacher CVP-Landrätin Béatrix von Sury.

Hektarweise müssen Bäume gefällt werden – zwangsgenutzt, weil auch viele wegen der extremen Wetterbedingungen für den Borkenkäfer ein leichtes Opfer geworden sind. Die lichten Flächen müssen wieder aufgeforstet werden. Dabei werden die Wälder kontinuierlich umgestaltet. Gefragt sind trockenresistente Baumarten wie Edelkastanie, Winterlinde oder Kirsche. Das alles kostet viel Zeit und noch mehr Geld. Geld, das viele Waldbesitzer nicht haben, da notabene auch noch die Holzpreise eingebrochen sind. Davon betroffen sind im Baselbiet meist die Bürgergemeinden.

Bisher zahlte Kanton nur einen «marginalen Zustupf» Deshalb soll nun der Staat helfen.

Morgen Donnerstag will von Sury im Landrat eine entsprechende Motion einreichen. Die Regierung solle den Waldbesitzern für die Wiederherstellung und Pflege finanzielle Unterstützung leisten. «Es kann nicht sein, dass unser Wald mit einem Flächenanteil von 40 Prozent der Kantonsfläche in der Politik nur eine Nebenrolle spielt und nur einen marginalen Zustupf vom Kanton erhält», findet von Sury. «Unser Wald muss uns das wert sein.»

Unterstützung erhält die CVP-Politikerin von Philipp Schoch. «Wir müssen unsere Wälder retten», sagt der Präsident des Waldverbands beider Basel und ehemalige GrünenLandratspräsident. Die Neuaufforstung aber koste viele Millionen.

Das könne nicht nur an den Waldbesitzern hängen bleiben; sämtliche politischen Ebenen müssten helfen. Immerhin sei der Wald als Naherholungsgebiet bei allen Gesellschaftsschichten sehr beliebt. Der Waldverband aber mache sich Sorgen: «Vom Kanton sind bisher kaum Signale gekommen», sagt Schoch. «Es braucht ein klares Statement.»

Auch der Schweizer Waldverband beobachtet die Entwicklung «mit grosser Besorgnis und einer gewissen Ohnmacht». Der Bund habe zwar Hilfsgelder bereitgestellt, diese aber reichten vielleicht nicht mehr aus, sagt Sprecher Urs Wehrli. Für weitere Subventionen brauche es die Unterstützung der Kantone. Bisher leisteten aber erst einzelne Hilfe.

Der Vorstoss rennt offene Türen ein

Das Problem ist auch beim Kanton Baselland erkannt. Eine Kostenschätzung sei derzeit aber unseriös, stellt Ueli Meier klar. Der Leiter des Amts für Wald beider Basel ist sich aber auch bewusst, dass gerade in Naherholungsgebieten die Waldbesitzer erwarteten, dass sich die Öffentlichkeit an den Kosten beteiligt. Derzeit würden sie beratend und mit den vorhandenen Mitteln unterstützt. «Diese Mittel sind jedoch nicht auf die Bewältigung dieses Ereignisses ausgerichtet», sagt Meier. Das Amt für Wald will daher weitere Gelder beantragen.

CVP-Landrätin von Sury rennt daher offene Türen ein. Sie ist und bleibt überzeugt, dass weitere Gelder dringend nötig sind. Anders seien die neuen Herausforderungen nicht zu bewältigen. «Hier geht es um ein langfristiges Aufforstungsprogramm über die nächsten 20 Jahre », ergänzt Schoch. «Aber man muss es jetzt starten.»

Daniel Ballmer, BZ vom 28.8.19